
In freudiger Erwartung und bei herbstlichen 4°C Außentemperatur trafen sich die Latein-Schülerinnen und -Schüler der Klassen 7 und 9 am 22. September 2022 gegen 07:30 Uhr am Bahnhof in Asperg. Mit der Bahn ging es weiter über Ludwigsburg und Tübingen, bis wir gegen 10 Uhr vormittags bei strahlendem Sonnenschein und pünktlich in Hechingen ankamen.
Nach einer knappen Stunde Fußweg und einer kurzen Verschnaufpause führte unser Weg über eine Flussbiegung bergaufwärts hin zu einer beeindruckenden Anlage, die wohl nur in Ansätzen den Umfang der römischen Siedlung zeigt: Die in Teilen rekonstruierte Außenmauer lässt eine von Mauern umschlossene Anlage von etwa vier Hektar erahnen, was für die damalige Zeit außergewöhnlich groß war. Dabei sind Nutzflächen außerhalb der Mauer noch gar nicht berücksichtigt.
Entstanden ist der römische Gutshof (Villa Rustica) gegen Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr., als die Römer Südwestdeutschland eroberten und zu einem Teil des Römischen Reiches machten. Da das Areal nach dem Rückzug der Römer im 3. Jahrhundert n. Chr. nicht überbaut worden war, sind im Boden viele Überreste vorhanden. Es ist deswegen von besonderer Bedeutung für Archäologen. Die Gutsanlage in Hechingen-Stein ist eine der größten ihrer Art und gilt als einmaliges Beispiel für eine Villa Rustica nördlich der Alpen.
Vor Ort bekommt man einen guten Einblick in das antike Alltagsleben vornehmer Römer auf dem Lande. Daher haben wir uns vor allem das in der Mitte der umzäunten Anlage liegende repräsentative Hauptgebäude angesehen. Bei einer Führung erfuhren wir, welche Räume für die Römer von besonderer Bedeutung waren, aber auch: wohin gingen die Römer, wenn sie mal mussten? Wie funktionierte eine Fußbodenheizung? Kann man sie als nachhaltig bezeichnen? Woran erkennt man heute noch, dass hier einmal eine Küche gewesen sein muss? Wieso lag die Küche gerade nicht neben dem Speisezimmer? Wie, wo und womit haben die Römer gegessen?
Auch die Schüler*innen der Klassen 7 und 9 haben ein bisschen gespeist wie in der Antike: mit den Händen, aber nicht im Liegen. Außerdem haben alle Hand angelegt beim Mahlen von Dinkelschrot mit einer römischen Mühle und beim Sieben des Mehls. Während unserer informativen Tour durch das Hauptgebäude ruhte der Teig, der nach römischem Originalrezept entstanden war, und der Ofen wurde befeuert. Nach etwa einer Stunde kehrten die inzwischen hungrigen Bäcker (Pistores) zu ihrem Teig zurück, kneteten erneut, formten und buken Brötchen. Zum Abschluss wurde gemeinsam gegrillt, bevor sich alle satt und zufrieden auf den Heimweg machten.