Im Rahmen dieses Projektes durften die Schüler*innen Quellen aussuchen, die sie als wichtig für den Religionsunterrichtunterricht erachten. Es sind Quellen, anhand derer man einen vertieften oder vielleicht auch von der Gewohnheit abweichenden Blick auf eine bestimmte Thematik erhält. Normalerweise werden Quellen, welche oft genug nicht von Jugendlichen ausgewählt worden sind, von der Lehrkraft zur Verfügung gestellt. Das Projekt soll nun aber ermöglichen, die Schüler*innenperspektive ernst zu nehmen. Nicht die Quelle bildet den Ausgangspunkt des Unterrichts, sondern das Interesse der Schüler*innen an einem bestimmten Thema.
Die angehenden Abiturient*innen haben zunächst erfahren, was überhaupt unter einer Quelle zu verstehen ist. Anschließend wurden im Rahmen der Unterrichtseinheit „Kirche“ Quellen ganz ohne Zutun der Lehrerin von ihnen vorgeschlagen. Diese eröffnen u.a. diese Fragestellungen zur weiteren Bearbeitung:
Wie lebten die ersten Christ*innen in der Urgemeinde? Welche Absicht verfolgte Bismarck mit dem Kulturkampf? Wie ist das Bibelzitat „Schwerter zu Pflugscharen“ von Abrüstungsinitiativen in der DDR verstanden worden? Wie und warum hat ein katholischer Priester einen Segnungsgottesdienst für auch gleichgeschlechtliche Paare, Verwitwete und Einzelne gestaltet? Warum gibt es in unserem Land überhaupt Kirchensteuer? Was besagen die Statistiken über den Rückgang evangelischer Kirchenmitgliedschaft? Ist Fußball eine Religion?
Anschließend wurde anhand der ausgesuchten Quellen im Gespräch mit den Mitschüler*innen geübt, wie man mit einer Quelle arbeitet, sie analysiert und deutet.
Die Lehrerin hat mit Einverständnis des Kurses anonymisiert dessen Überlegungen hierzu an die Leitung des Forschungsprojektes an der Universität Göttingen gesendet. Kolleg*innen aller Bundesländer können daran mitwirken. Ziel der weiteren Forschung ist „die Erstellung eines Quellenkompendiums und eines dies didaktisch aufbereitenden Begleitmaterials.“ (https://www.uni-goettingen.de/en/bring+your+own+source/689850.html, Abruf am 1.2.25)
Die anonyme Rückmeldung der Schüler*innen auf die Frage, wie sie denn das Projekt fanden, ließ nicht lange auf sich warten. Hier Beispiele: „Gut, weil man seine Meinung einbringen kann.“, „Gut, da der Unterricht vielseitiger wird“. „Gut, weil wir die Möglichkeit haben, eine breitere Vielfalt an Quellen zu schaffen.“